Sonntag, 13. Juli 2008

Die hellelfenbeinenen Engel

Frühmorgens nach einer durchfeierten Nacht. Man ist eindeutig zu betrunken um Fahrrad, geschweige denn Auto zu fahren.
Keine Mitfahrgelegenheit zur Hand weil alle Freunde in eine andere Richtung müssen. Der letzte Bus ist auch schon weg.

In dieser Situation schauen die meisten einfach nochmal in ihren Geldbeutel und rufen danach die hellelfenbeinenen Engel an.
Hellelfenbein nennt sich die Standardfarbe eines deutschen Taxis und zu jeder Tages- und Nachtzeit stehen sie bereit und holen einen zuverlässig ab. Schätzungsweise 53. 000 von ihnen gibt es in Deutschland und natürlich mindestens ebensoviele Taxifahrer. Unter ihnen gab es auch einige Berühmtheiten. So war Joschka Fischer, ehemaliger Außenminister genauso einmal Taxifahrer wie einige heutige Hollywoodgrößen. Kein Wunder, denn schließlich war der Beruf Taxifahrer lange Zeit besonders als Nebenjob beliebt.

Taxis gibt es natürlich nicht nur in Deutschland. Auf der ganzen Welt sieht man sie, in den unterschiedlichsten Farben und Formen.
Früher hätten die deutschen Taxifahrer wohl "schwarze Engel" geheißen. Die jetzige Autofarbe ist nämlich erst seit Mitte der siebziger Jahre vorgeschrieben. Zuvor waren Taxis eben schwarz, was im Sommer wegen der Hitze allerdings erhebliche Probleme mit sich brachte.
Allein wegen der Hitze wechselte man zur jetzigen Farbe.
Schwarz sind auch die wohl bekanntesten Taxis der Welt , die Londoner Traditionstaxis, die so genannten Londoncabs. Was die meisten Touristen, die damit fahren nicht wissen: Nicht nur das Karosseriedesign erinnert an die traditionellen Kutschen, sondern auch das, was per Gesetz jedes Taxi an Bord haben muss.
Bis heute muss jedes Londoner Taxi einen Ballen Heu im Kofferraum mit sich führen. Das Gesetz stammt freilich noch aus der Zeit der Pferdekutschen und dementsprechend sind die Ballen heute meist etwas kleiner. Handtaschentauglich.

Neben den gängigen Formen von Personenbeförderern gibt es auch viele, eher skurrile Taxitypen.
So gibt es Taxis nur für Schwule ( "Tuxi" in Köln), Bürotaxis in denen ein Laptop und ein Handy zur Verfügung stehen und Karaoketaxis (nicht nur) für singwütige Finnen in Helsinki, Schampus inklusive.


Auch Länderübergreifend kann man mit dem Taxi fahren. Wenn man entsprechend Geld hat natürlich. Insgeheim ist es wohl aber der Traum jedes Taxifahrers, dass bei ihnen einmal ein Fahrgast einsteigt, der eine besonders lange Strecke fahren will. Taxifahrten von München nach Paris können dann schon einmal vorkommen, oder nach Moskau, wenn ein neureicher Russe seinen Flug verpasst hat.
Eine Strecke von ca. 2240 km von München nach Moskau ist aber nichts im Vergleich zu der Entfernung die
Carlos Arrese, Jeremy Levine und Mark Aylett im Taxi zurücklegten. Sie starteten am 3. Juni in London und kamen nach 34.908 Kilometern am 17. Oktober 1994 in Kapstadt, Südafrika an. Der Preis für die Fahrt betrug am Ende über 64.500 US-$. Dafür gabs allerdings auch einen Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde.


Eine unvergessliche Taxifahrt hat 2008 auch eine Stradivari-Geige absolviert. Ein Musiker hatte das ca. 2,5 Millionen € teure Stück in New York Morgens auf dem Rücksitz vergessen. Erst am Nachmittag am Flughafen bemerkte der Taxifahrer seinen millionenschweren Fahrgast und rief die Taxizentrale über Funk. Kurze Zeit später traf der völlig aufgelöste Besitzer der Geige am Taxistand ein und bedankte sich unter Tränen für das Wiederauftauchen seines geliebten Arbeitsinstruments.

Wie gesagt Taxifahrer sind meistens zuverlässig.
Hoffentlich bleiben der Welt also ihre Taxifahrer. Ob man im
Karaoketaxi abfeiern, bis nach Kapstadt oder Morgens um 4 Uhr einfach nur nach Hause fahren will ...

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