Sonntag, 13. Juli 2008

Eine Musik der Unmöglichkeit

Auch in der Welt der Musik gibt es immer wieder Dinge die einen den Kopf schütteln oder zumindest erstaunen lassen.

Aber zum Glück muss man sich nicht alle Kuriositäten anhören. Beim Lied "A Very Silent Night" vom neuseeländischen Benefizprojekt "The Underdogs" muss man sich dazu gar nicht einmal anstrengen denn der Titel ist für menschliche Ohren kaum zu hören. Die Frequenz, in der der Titel aufgenommen wurde liegt fast außerhalb des menschlichen Hörspektrum, was für die "Underdogs" kein Hindernis war an die Spitze der Charts zu steigen. Kein Wunder, schließlich ist der Titel auch als Weihnachtslied für Hunde gedacht. Die gesamten Einnahmen kamen dementsprechend natürlich dem Tierschutzbund zugute.
Wer einmal "reinhören" möchte kann sich
hier ja mal das Video zum Lied anschauen. Die Audiospur ging beim Umwandeln ins Flashvideo-Format leider verloren, das ist aber wohl eher nur für tierische Musikhörer von Nachteil.

Die SPCA (Royal New Zealand Society for the Prevention of Cruelty to Animals) warb für das Lied sogar mit dem Slogen "Das Weihnachtslied, das sie nie gehört haben." Eine gute Idee gegen Piraterie war das Lied allemal, denn beim kopieren der Original-CD fallen die extrem hohen Töne weg. Man hat dann auf der gebrannten CD also nur noch Stille.

Um Stille ging es auch einem amerikanischen Musiker. Er verklagte einen Kollegen weil er einen Sample aus einem seiner Songs geklaut haben soll. Der Beschuldigte hatte, so vermutete der Kläger, aus seinem Song eine Pause gesampled. Er verlor den Prozess leider weil er nicht beweisen konnte, dass das Sample aus seinem Musikstück entnommen Wurde. Der Beklagte dazu "Meine Stille ist original, sie spiegelt einen ganz eigenen Geist wieder als die Stille des anderen."

Wer schon einmal in einem Orchester gespielt hat, weiß die Pausen zwischen den Noten sind sehr wichtig. Sonst klingt es schrecklich.
Beim Bundesposaunentag in Leipzig ist exaktes Zusammenspiel aber nicht ganz möglich. Beim Abschlusskonzert des Festivals wirkten 35.000 Blechbläser mit. Damit war es, was die Mitwirkenden betrifft, das größte Konzert der Welt. Da sich diese vielen Teilnehmer aber auch über einen großen Platz verteilen mussten, spielte die Akustik so manchem einen Streich, denn bis sich der Schall vom Vordersten bis zum Letzten fortgepflanzt hat, vergehen einige Millisekunden. Die Bläser spielten alle zwar absolut synchron, dennoch war immer ein leichter Nachhall zu hören.

Der Posaunentag hatte sicher einen großen Platzbedarf. Katie Melua benötigte für ihr Konzert einen Raum mit erheblich kleineren Ausmaßen. Sie gab nämlich am 3. Oktober 2006 in einem beengten Raum am Boden einer Ölbohrstation das tiefste Unterwasserkonzert der Welt. Katie Melua spielt in dem Schacht, der sonst für Wartungsarbeiten gedacht ist auf einer Tiefe von 303 m unter dem Meeresspiegel zwei Songs und stieg dann wieder an die Oberfläche.

Zwei Songs mag vielleicht dem ein oder anderen etwas zu wenig für ein Konzert erscheinen, jedoch gibt es derzeit ein Konzert, in dem nur ein einziges Orgelwerk aufgeführt wird.

Der amerikanische Komponist John Cage schrieb 1987 ein acht Partiturseiten langes Stück mit dem Titel ORGAN²/ASLSP. ASLSP steht hierbei für "As Slow(ly) and Soft(ly) as Possible".
Die Uraufführung des Stückes dauerte schließlich dann doch nur 29 Minuten.
Einige John Cage Fans nahmen die Formel ASLSP etwas ernster als der Organist der Uraufführung.
In einer alten Kirche in Halberstadt haben sie eine Orgel eingerichtet, auf der das Stück gespielt werden soll. Angepeilte Spielzeit sind hierbei 639 Jahre. Im Jahr 2000 wurde das Stück angefangen und seitdem gab es bisher vier Tonwechsel. Die Tasten werden dabei immer von einem bekannten Organisten angeschlagen und dann für die nächsten Jahre mit Gewichten beschwert.
Am 5. Juli 2008, war es wieder so weit. Der nächste Tonwechsel im längsten Musikstück der Welt fand statt. Erst am 5. November kann man dem nächsten Tonwechsel beiwohnen.

Ungefähr jedes Jahr einmal findet solch Ereignis statt. Wer es aber bis zum 5. Oktober 2013 nicht gesehen hat, der muss dann allerdings sieben Jahre bis zum Tonwechsel warten.

Keine Kommentare: