Dienstag, 29. Juli 2008

Milch

Die Milchstraße liegt in der Rub Al-Khali-Wüste in Saudi Arabien. Jedenfalls sagen das die Einheimischen. Die saudische Milchstraße hat allerdings nichts mit Astronomie zu tun sondern vielmehr mit Kühen.
Seit nunmehr 20 Jahren gibt es dort mit der Al-Safi Dairy Farm die größte Ansammlung von deutsche Milchkühen an einem Ort. Die "Milchstraße" ist dabei der Zufahrtsweg über den täglich 550 000 Liter Frischmilch in Kühltransportern die Molkerei verlassen.

Mit ihren 32 000 Milchkühen hat sich die Anlage einen Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde gesichert.
Damit die norddeutschen schwarzbunten Kühe (genauer gesagt die Rasse "Holstein Friesian) die Hitze der arabischen Halbinsel überhaupt ertragen können, müssen sie die ganze Zeit mit einem feinen Sprühnebel aus Wasser überzogen werden. Die sogenannten "Cattle Cooler" (in etwa: "Viehkühler"), im Grunde genommen Klimaanlagen für Kühe sorgen dafür, dass in den Ställen die Temperatur von 50 Grad auf 26 Grad gesenkt wird.

Das ist der Grund, warum für die Herstellung von einem Liter Milch 2500 Liter Wasser benötigt wird. Im Hinblick auf die Trockenheit des Wüstenstaates Saudi-Arabien erscheint das schier unglaublich.
Für solch einen enormen Wasserbedarf wurden Tiefbrunnen angelegt die bis in zwei Kilometer Tiefe reichen. Für den Wasserdurst der Kühe reicht das allerdings immer noch nicht aus. Zusätzlich müssen Milliarden Liter Meerwasser entsalzt werden.
Dank diesem enormen technischen Aufwand können pro Kuh bis zu 70 Liter Milch gemolken werden. Täglich.

Drei mal am Tag müssen die Kühe gemolken werden. Dies geschieht, dank US-amerikanischer Technik vollkommmen automatisch. Auch die Fütterung ist computergesteuert sodass man nur noch wenige Angestellte benötigt um die Anlage zu überwachen. Auf einen Arbeiter kommen 350 Kühe.
Damit die Kühe überhaupt den kühleren Unterstand zum Melken verlassen, werden die Klimaanlagen abgeschaltet. Auf anderem Wege wäre das Vieh auch gar nicht zu bewegen aus dem Schatten in die brennende Wüstensonne zu treten.

Obwohl eher die Milch von Kamelen zu den traditionellen Getränken der Wüste gehört, findet die Kuhmilch auf dem gesamten arabischen Markt reißenden Absatz. Mehr als 75 verschiedene Produkte stellt die Molkerei inzwischen her. Dazu gehören auch Joghurts und Fitnessgetränke die den veränderten Lebensgewohnheiten der einstigen Beduinen Rechnung tragen.
Durch das Alkoholverbot des Islam ist Milch überhaupt in muslimischen Ländern sehr beliebt.


Die Farm in der Wüste ist eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Sie versorgt inzwischen nicht nur ganz Saudi-Arabien mit Milchprdukten, sondern ist auch zu einem Exportunternehmen geworden. Al-Safi ist so erfolgreich, dass die Farm international expandieren will und dafür sogar eine Partnerschaft mit dem französischen Lebensmittelkonzern Danone eingegangen ist.
Eine Produktionssteigerung wird dafür vonnöten sein.

In Deutschland dagegen tun sich die Milchbauern mit Überproduktionen schwer. Da es keine Beschränkungen der Produktion gibt, kommt es zu einer Inflation der Preise. Unter den niedrigen Milchpreisen müssen vor allem die kleineren Höfe leiden. In Norddeutschland wo es vor allem große Höfe gibt, kann diese Inflation durch höhere Produktionsmengen aufgefangen werden. In Süddeutschland dagegen können aufgrund der gebirgigen Landschaft nur kleinere Flächen bewirtschaftet werden. Der Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM) hat in den vergangenen Monaten wiederholt zum Boykott der Molkereien und Einzelhandelsverbände aufgerufen um die Milchpreise zu erhöhen. Millionen Liter Milch mussten aufgrund des Streiks weggeschüttet werden.
Heute findet in Berlin eine vom BDM organisierte Konferenz statt zu der die 16 Landwirtschaftsminister der Länder und Vertreter der Einzelhandels- und Molkereiverbände eingeladen sind.
Ob die Konferenz eine Lösung bringen wird ist eher fraglich.

Vielleicht werden deutsche Milchbauern zukünftig ihre Kühe in die Wüste schicken um an der Erfolgsgeschichte der Saudis teilzuhaben...

Keine Kommentare: