Sonntag, 13. Juli 2008

Fragwürdige Preise

Wenn man von fragwürdigen Preisen hört, fallen einem wohl zunächst die aktuellen Spritpreise ein. Keiner mag so recht glauben, dass es immer pünktlich zur Hauptferienzeit irgendwo auf der Welt so einen Vorfall gibt, dass die Konzerne ihren Treibstoff zu höheren Preisen verkaufen müssen.

Aber von solchen Preisen soll hier nicht die Rede sein, eher von Auszeichnungen, auch wenn man so manche Auszeichnungen gar nicht haben möchte.
Berühmtestes Beispiel für so eine "Auszeichnung" ist wohl die "Goldene Himbeere" die in Hollywood jedes Jahr an die schlechtesten Schauspieler vergeben werden. Zu den bekanntesten Preisträgern gehören wohl John Travolta und Madonna, die mit 5 Auszeichnungen die bisherige Rekordhalterin ist.

Stella Liebeck ist auch eine Preisträgerin und nach ihr wurde sogar ein weiterer Zweifelhafter Peis, der Stella-Award, benannt.
Stella Liebeck hatte sich 1992 einen Becher Kaffee bei McDonalds bestellt. Als sie ihn verschüttete, zog sie sich an dem Heißgetränk Verbrennungen dritten Grades zu. Für Frau Liebeck Grund genug einen Schadensersatzprozess anzustrengen den sie auch gewann. Ihr wurden 480.000 $ Schadensersatz und 160.000 $ Schmerzensgeld zugesprochen. Danach gingen beide Parteien in Berufung und in der nächsten Instanz einigte man sich daraufhin auf insgesamt 4,5 Mio $. Die Anwälte der Kläger konnten beweisen, dass McDonalds den Kaffee wissentlich und mit voller Absicht bei hohen Temperaturen brühte und es zuvor ebenso schon Menschen gab, die sich an heißem Kaffee verbrüht hatten. Seit diesem Tag ist auf allen McDonalds- Kaffeebechern die Aufschrift "Vorsicht heiß!" zu lesen.

Der Stella-Award wird seitdem, ganz in Tradition der Namensgeberin, an Personen, die besonders skurille Schadensersatzprozesse angestrengt haben vergeben.

Das amerikanische Rechtssystem bietet bei Schadensersatzforderungen den Klägern derartig viel Raum, dass auch der folgende Fall nich weiter verwundern dürfte:
Michelle Knepper wollte sich Fett absaugen lassen und suchte deshalb im Telefonbuch nach einem passenden Arzt und fand dort die Anzeige eines Dermatologen. Da dieser Arzt, in Hinsicht auf plastische Chirurgie, fachlich nicht genügend ausgebildet war kam es zu Komplikationen.
Klarer Fall. Knepper verklagte daraufhin die Telefongesellschaft, die das Telefonbuch herausgegegen hatte auf Schadensersatz und bekam Recht. Ihr wurden 1,2 Millionen Dollar zugesprochen. Zusätzlich erhielt ihr Ehemann 375.000 Dollar, da Frau Knepper während der Zeit im Krankenhaus ihren ehelichen Pflichten nicht nachkommen konnte.


Wer den Stella-Award bekommt, kann sich ja noch ob seiner hinterlistigen Schläue freuen und sich mit dem erklagten Geld ein schönes Leben machen, wem aber die fragwürdige Ehre des Darwin- Awards zuteil wird, der ist entweder tot oder unfruchtbar geworden denn der Darwin- Award ehrt die Menschen
"[...], die den menschlichen Genpool dadurch verbessern, dass sie ihr eigenes Leben als ultimatives Opfer darbringen. Gewinner des Darwin Awards eliminieren sich selbst auf außergewöhnlich idiotische Weise und erhöhen dadurch die Chancen eines langfristigen Überlebens unserer Spezies."

Die Kriterien zur Awardvergabe sind dabei folgende:
  1. Der Preisträger muss aus dem Genpool ausscheiden, also sterben oder unfruchtbar werden.
  2. Es muss eine außergewöhnlich dumme Fehleinschätzung der Situation vorliegen.
  3. Der Preisträger muss sein Ausscheiden selbst verschuldet haben.
  4. Der Preisträger muss zurechnungsfähig (aber nicht unbedingt nüchtern) sein. Kleinkinder sind ausgeschlossen.
  5. Das Ereignis muss nachweislich stattgefunden haben.

Makaber ist dieser Preis schon, aber angesichts der Preisträger und ihren Hintergrundgeschichten kann man nur noch den Kopf schütteln und insgeheim doch froh sein, dass diese Menschen keine Kinder haben.
Beispiel gefällig?
Matthew David Hubal starb in dem Wintersportparadies Mammoth Lake in Amerika Er hatte ein Kunststoffpolster von einem Mast des Skilifts entfernt und war darauf den Berg heruntergerutscht. Auf dem Weg nach unten kam er von der Strecke ab und prallte gegen einen Mast des Skiliftes. Durch den Aufprall starb Matt sofort. Das ist sicher ein tragischer Unfall, doch könnte man ihn durchaus unter der Kategorie Ironie des Schicksals verbuchen, traf er doch just den Masten, den er seiner Polsterung beraubt hatte.

2006 wurde ein Mann in Leicester tot aufgefunden, der durch Messerstiche verursacht wurde. Die Polizei stand vor einem Rätsel. Die Stichwunden schien sich der Mann selbst beigebracht zu haben jedoch hatte er zuvor nie suizidale Tendenzen gehabt. Ein Verhör mit der Ehefrau des Opfers brachte Licht in die Sache. Sie erzählte der Polizei, dass sich ihr Mann gefragt habe, ob seine neue Jacke stichsicher sei. War sie aber offensichtlich nicht.

Zu Recht waren beide Geschichten wohl heiße Anwärter um den Darwin-Award

Zum Schluss sei allen gewünscht, dass sie nie einen der obigen Preise erhalten.
Aber die Leser dieses Blogs sind jetzt ja zumindest darüber aufgeklärt, was Dummheit für Folgen haben kann: Entweder Reichtum, oder ewiger Ruhm als Gewinner des Darwin-Awards.

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