Dienstag, 5. August 2008

中国 - Reich der Mitte

China ist in der Vorstellung der meisten Menschen immer noch eine unglaubliche Masse an Menschen.
Das Land der Mitte schürt zudem bei vielen europäischen Arbeitnehmern Existenzängste. Immer sind es die Chinesen die irgendetwas billiger herstellen als wir. Immer wieder kommen Dinge an die Öffentlichkeit, die in Europa unmöglich erscheinen. So etwa Sklavenarbeit und bleihaltiges Kinderspielzeug. Auch diese Pelzarmbändchen, mit denen die trendigen Girlies oft herumstolzieren werden nun schärfer kontrolliert, weil sich gezeigt hat, dass sie oft nicht aus Kunstfell, sondern aus Katzen und Hunden gemacht waren.

Auch die Tibet-Flaggen, mit denen viele Deutsche ihren Protest gegen Chinas Politik kundtun stammen nicht selten aus Shenzen in Südchina, wo die, in der Volksrepublik verbotene, Flagge kostengünstig für den Export produziert wird. Welch eine Ironie- im Namen des Kapitalismus werden ideologische Grenzen eingerissen.

Zwischen Kapitalismus und Kommunismus. China ist für die meisten ein fremdartiger Riese und wird für absehbare Zeit ein fremdartiger Riese bleiben, denn obwohl uns die Volksrepublik bald den Rang als Exportweltmeister ablaufen wird, gibt es nur rund 2000 Studenten in Deutschland die sich für das Fach Sinologie eingeschrieben haben.
Es unterrichten auch nur einige wenige deutschen Schulen Chinesisch als Fremdsprache.

Dabei gibt es viel zu lernen, was China angeht schließlich kann das Riesenreich auf ein über 4000jährige, wechselvolle Geschichte zurückblicken. Lange vor den Europäern gab es in China zum Beispiel schon Buchdruck mit beweglichen Lettern, Papiergeld und Schießpulver.

Der heutige Blogeintrag hat sich die bald beginnenden olympischen Spiele in Beijing zum Anlass genommen, einige interessante Fakten über das Reich der Mitte zu sammeln.
Im Folgenden sind genau acht kurze Geschichten über die Errungenschaften der chinesischen Kultur aufgelistet, denn Acht ist in China die Glückszahl schlechthin. Nicht umsonst lässt die Zentralregierung die Olympischen Spiele in Beijing genau am 8.8. 2008 um acht Uhr (ostchinesische Zeit) beginnen.

yī (Eins)
Die chinesische Schrift ist das älteste Schriftsystem der Welt, das heute noch benutzt wird und auch eines der erfolgreichsten: Von Korea über Japan bis hin nach Südostasien kann man die Zeichen lesen und sich so über Sprachgrenzen hinweg verständigen. Da die einzelnen Zeichen jeweils eine vollständige Wortbedeutung haben, kann man praktisch Chinesisch verstehen, ohne Chinesisch zu können. Vorrausgesetzt, man beherrscht die über 3000 Zeichen. Selbst in China werden die überregionalen Fernsehsendungen chinesisch untertitelt damit Chinesen, die andere Dialekte sprechen, trotzdem verstehen können was gesagt wird.


èr (Zwei)
Chinesische Philosophen, wie zum Beispiel Konfuzius, haben es schon vor Jahrhunderten geschafft, eine Millionengesellschaft nachhaltig zu verändern. Im Kaiserreich war die Kenntnis der konfuzianischen Schriften sogar eine Vorraussetzung für den Beamtenstatus. Die Prüfung zum kaiserlichen Beamten war gefürchtet, schließlich wurden sogar Details und einzelne Sätze Konfuzius´ abgefragt. Chinesen die Beamte werden wollten, mussten dafür praktisch alle Schriften von Konfuzius auswendig lernen.

sān (Drei)
Dieses Riesenland nutzte nachweislich bereits um 900 v.Chr. Erdgas. Dieses Erdgas wurde beim Salzabbau entdeckt. Man benutzte es meistens für die Salztrocknung. Etwas später ist dann auch die gezielte Förderung des fossilen Brennstoffs nachzuweisen. In Bambusröhren wurde das brennbare Gas sogar bis zu den Feuerstellen der einzelnen Häuser geleitet um dort an den Feuerstellen für warmes Essen und warme Häuser zu sorgen.


sì (Vier)
Die 中国长城 (Zhōngguó Chángchéng), die große Chinesische Mauer ist, was Größe und Volumen angeht, das größte Bauwerk der Erde. Bis heute weiß man nicht genau, wie lang diese Befestigungsanlage denn überhaupt ist. Bislang wird die Länge mit 6350km beziffert doch immer wieder werden neue Teilstücke dieses Jahrtausendbauwerks entdeckt und freigelegt.
Heute ist die Große Mauer eine der bekanntesten Touristenattraktionen Chinas, damals war sie jedoch ein Schutzwall gegen die nomadischen Reitervölker der mongolischen Steppe. Es gab unzählige Wachtürme, die sich bei Gefahr durch Feuersignale gegenseitig alarmierten. So konnte auf der Mauer die Nachricht von einem mongolischen Angriff theoretisch binnen weniger Stunden über die gesamte Länge des Bauwerks weitergegeben werden.
Bei der geringen Höhe der Mauer nützte das jedoch wenig. Immer wieder brachen räuberische Reitervölker in die fruchtbaren chinesischen Provinzen nördlich der Mauer durch und plünderten was ihnen in die Hände fiel.
Unter den Bezwingern der chinesischen Mauer finden sich deshalb auch so berühmte Namen wie Dschingis Khan.


wǔ (Fünf)
Nicht immer wurde das Reich der Mitte von Chinesen regiert. Der Enkel von Dschingis Khan, Kublai Khan proklamierte 1271 die Yuan-Dynastie. Durch die mongolischen Eroberungszüge, erreichte das Reich schließlich eine noch nie dagewesene Größe. Die mongolischen Reiterheere drangen sogar bis ins Baltikum vor. Noch heute gibt es Spuren der wilden Steppenreiter in der Region: Die finnische und die ungarische Sprache sind Rückbleibsel der Mongolenherrschaft.
Kublai Khan war der erste Kaiser, der die Hauptstadt des Reiches nach Norden verlegte. Das erste mal wurde China deshalb unter den Mongolen aus dem heutigen Beijing regiert.
Die Fremdherrschaft der Mongolen blieb in China keine einzelne Ausnahme. Im Jahre 1644 rissen wieder Reitervölker aus dem Norden die Herrschaft des Kaiserreiches an sich. Diesmal waren es die Krieger aus der Mandschurei. Beijing bekam unter ihrer Herrschaft seinen Namen als "Hauptstadt des Nordens". Die Qing-Dynastie führte das Kaiserreich China in eine neue Blüte und schließlich in den Untergang. 1911 endete die mandschurische Herrschaft als Pu Yi, der letzte Kaiser von China, seine Herrschaft an Republikaner abtreten musste die die Republik China ausriefen. Unter den Japanern wurde Pu Yi im zweiten Weltkrieg schließlich Marionettenkönig der Mandschurei

liù (Sechs)
Der typisch chinesische Zopf, den man bei Männern auf Fotos von der Jahrhundertwende immer sieht ist eigentlich gar nicht typisch chinesisch, sondern ein mandschurisches Merkmal.
Die traditionelle Haartracht mit ausrasiertem Vorderkopf und langem, geflochtenen Zopf wurde den Chinesen während der Qing-Dynastie aufgezwungen. Dies war einerseits ein Zeichen der Unterwerfung unter die Mandschu und andererseits sollte damit die optische Unterscheidung zwischen den beiden Volksgruppen unmöglich gemacht werden. Wer sich den Zopf abschnitt, der wurde schwer bestraft und gefoltert.


 qī (Sieben)

Beijing war nicht immer die Hauptstadt des chinesischen Reiches. Genauer gesagt war sie das sogar die wenigste Zeit. Erst die Herrscher der Yuan-Dynastie verlegten im 13.Jahrhundert die Hauptstadt nach Norden und nannten die komplett neu geplante Stadt Dadu. Als die Yuan-Dynastie stürzte verlegte der erste Herrscher der Ming-Dynastie die Hauptstadt nach Süden und nannte sie Nanjing ("südliche Hauptstadt"), während Dadu in Beiping ("nördlicher Friede") umbenannt wurde.
Später zog die Hauptstadt wieder nach Beiping, das schlussendlich in Beijing umbenannt wurde.

Nach dem Sturz der Qing-Dynastie am 10. Oktober 1911 war wieder Nanjing die Hauptstadt und Beijing wieder Beiping.
Mao Zedong sah sich dann jedoch ganz in der Tradition der großen Kaiser der Yuan bis Qing-Dynastien und residierte schließlich im großen Palast der Verbotenen Stadt.

Die Republik China auf Taiwan führt heute noch in ihrem offiziellen Staatsgebiet Nanjing als Hauptstadt und Peking als Beiping.



 bā (Acht)

China macht leider nicht nur durch tolle Errungenschaften von sich reden.

Immer wieder sind von Menschenrechtsverletzungen zu lesen und auch bei der

Umweltverschmutzung hängt die Volksrepublik der Welt hinterher

Ziel der Partei bis 2005 den Ausstoß von Schwefeldioxid

um 25% zu senken schlug fehl. Am Stichtag hatte man einiges mehr an Schadstoffen in die

Atmosphäre

geblasen. Japan musste ein Importverbot für chinesische Pilze verhängen, weil sie teilweise

stark mit Schwermetallen und giftigen Chemikalien belastet waren.

Die Energie der Volksrepublik stammt zu 70% aus Fossilen Brennstoffen.

Der Schadstoffausstoß ist enorm. An manchen Tagen stammt ein Viertel der gemessenen

Feinstaubbelastung die in Los Angeles tausende Kilometer östlich der chinesischen Küste

aus den Fabrikschloten der Volksrepublik.



Das chinesische Olympische Komittee hat kürzlich alle Sportler davor gewarnt chinesisches

Schweinefleisch zu essen.

Aufgrund der Mast mit Hormonen, wie sie in China üblich ist, wären die Proben bei den

Dopingkontrollen positiv.

Für Dopingfreies Schweinefleisch wird extra im olympischen Dorf gesorgt: dort gibt es extra für

die Sportler gemästete Öko-Schweine.





Acht ist eine Glückszahl in China und hoffentlich bringt das Glück für eine Beseitigung aller

Probleme, die die Volksrepublik im Moment hat.










Ein chinesischer Diplomat und ein amerikanischer Diplomat
fahren in einer Limousine.
Da kommen sie an eine Kreuzung. Nach links weist ein Schild mit der Aufschrift "Kommunismus",
nach rechts weist ein Schild mit der Aufschrift
"Kapitalismus".
"Ganz klar, wir fahren nach rechts" sagt da der amerikanische Diplomat.
"Mhm, na gut" willigt der chinesische Diplomat ein
"aber wir blinken nach links...!"


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